In der Sackgasse!
Nachdem ich mir im letzten Jahr beim Bouldern den Fuß gebrochen hatte, wollte ich diesen Sommer prüfen, ob dieser der Belastung von Alpenwanderungen mit vielen Höhenmetern standhält. Hierfür erschien mir die Beschreibung „Genusstouren im Kleinwalsertal“, geplant und geführt von Hartmut Thiel, genau richtig.
Sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer starteten am Mittwoch mit zwei PKWs von Baden-Baden/ Rastatt aus in Richtung der schönsten Sackgasse Österreichs (oder der Welt?). Das Kleinwalsertal wird auch als Sackgasse bezeichnet, da es mit dem PKW nur von Deutschland aus und eben nicht von Österreich erreichbar ist. Eine Teilnehmerin war schon vor Ort, genau wie Hartmut. Somit bestand die Gruppe aus vier Teilnehmerinnen und vier Teilnehmern. Glücklicherweise waren im Gästehaus Wildbach (ca. 1100 m) bereits die Zimmer gemacht und wir konnten diese schon vormittags beziehen. Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung waren alle heiß auf die ersten Höhenmeter zu Fuß. Um 13:15 Uhr brachen wir zu einer schönen Trainingstour mit dem Ziel Innere Kuhgehren Alpe (1673 m) auf. Die knapp 600 Höhenmeter waren für die Teilnehmer kein Problem, jedoch war die Startgeschwindigkeit mehrerer Wanderer zu hoch, sodass Hartmut etwas einbremsen musste. Diese Maßnahme war auch sinnvoll, da wir die eingesparte Energie schon am nächsten Tag benötigen sollten. Kurz vor der Kuhgehren Alpe überraschte uns Starkregen, der uns zwang, die Regengarnitur überzuziehen. Die Alpe war bewirtschaftet, und wir konnten in einen urigen Seitenraum einkehren.
Foto: Kuhgehren Alpe (Lukas Schübert)
Hier habe ich unter anderem die beste Käsesuppe meines Lebens gegessen und ich war nicht der einzige, der dies bestätigte und seinen Gaumen damit verwöhnte. Glücklicherweise ließ der Regen nach und wir konnten nach der Stärkung entspannt und mit einem guten Gefühl im Magen absteigen.
Das Wetter ist unberechenbar in diesem Jahr und das gilt vor allem für diverse Wetter-Apps. Grundsätzlich widersprachen sie sich und passten auch selten zum tatsächlichen Wettergeschehen. Hartmut ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und entschied gemeinsam mit der Gruppe, dass schon am zweiten Tag die wohl größte Tour auf den großen Widderstein (2533 m) angegangen werden sollte. Die besagten Wetter-Apps zeigten geringe Niederschlagsmengen an, jedoch wurde es ein sonniger Tag. Wir nahmen den ersten Bus um neun Uhr Richtung Baad. Dieser kleine und gemütliche Ort markiert den Talschluss und das Ende der befahrbaren Straße. Leider mussten wir schon in Mittelberg umsteigen. Da ich ganz vorne saß (ich will ja was sehen) hatte ich nicht mitbekommen, dass die Gruppe den Bus verlassen hatte. Ein Halt später fiel mir auf, dass ich mit der Fahrerin alleine im Bus war. Kurzum ich nahm den nächsten Bus nach Baad und kam ca. 15 Minuten später dort an. Nach diesem ersten kleinen Schock ging es erst recht flach entlang dem Bärguntbach in Richtung Bärgunthütte. Von da an wurde der Aufstieg steiler und wir kamen langsamer voran. Bevor die Kraxelei am Fels des großen Widdersteins mit dem Wanderschwierigkeitsgrad T3-T4 angegangen werden konnte, wurde die Gruppe aufgeteilt. Während drei Teilnehmer zum Gipfel aufsteigen wollten, entschieden sich die anderen den Gipfel auszulassen und den Rundweg fortzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits mehr als 800 Höhenmeter bewältigt. Mit Hartmut und einem weiteren Teilnehmer stieg ich die ca. 500 Höhenmeter innerhalb von zwei Stunden zum Gipfel auf, sodass wir um 14 Uhr dort ankamen, genau wie es auch im Zeitplan vorgesehen war.
Foto: Gipfel Großer Widderstein (Lukas Schübert)
Auf dem Weg dorthin konnten wir aus ca. 10 Metern Entfernung mehrere Steinböcke beobachten, die keinerlei Scheu zeigten. Sie wussten wohl, dass Sie für uns unerreichbar waren und gafften uns tiefenentspannt an.
Foto: Steinbock am großen Widderstein (Lukas Schübert)
Dem Gipfel folgte ein anstrengender Abstieg. Beide Gruppen kehrten zu unterschiedlichen Zeitpunkten in die Hintere Gemstelhütte (1320 m) ein. Hier kaufte ich noch würzigen Käse und Wildsalami als Mitbringsel für Deutschland ein. Die größere Gruppe war gegen 17 Uhr an der Pension, während die Gipfelgruppe um ca. 18 Uhr etwas geplättet am Ziel eintraf. Wir hatten an diesem Tag laut digitaler Aufzeichnung ca. 1450 Höhenmeter und 20 Kilometer innerhalb von neun Stunden bewältigt. Abends ging es dann, wie auch am ersten und dritten Abend ins Gasthaus Alpenblick, welches weniger als 100 Meter von der Pension entfernt liegt. Für Kalorienzähler sind die Käsknöpfle sicherlich nicht ideal, für alle anderen sind die reichhaltigen Mahlzeiten sehr zu empfehlen.
Die Wettervorhersage für Tag drei schwankte zwischen 30 und 50 mm Niederschlag pro Quadratmeter. Tatsächlich regnete es die halbe Nacht hindurch. Als wir morgens gegen 9 Uhr Richtung Breitachklamm mit dem Bus starteten, verbesserte sich das Wetter und es sollte ein wunderschöner Tag werden. Die Breitachklamm ist ein im Jahre 1904 erstmals künstlich angelegter Weg, der durch eine wilde Schlucht führt.
Foto: Breitachklamm (Lukas Schübert)
Leider waren wir hier nicht alleine, was jedoch die besonderen Eindrücke kaum schmälerte. Die 500 Höhenmeter des Rundwegs bewältigten wir in starken zwei Stunden, sodass genug Zeit für ein weiteres Highlight bestand. Das Walmendinger Horn (1990 m) „bestiegen“ wir mit der Bergbahn. Die Aussicht auf den Hohen Ifen, den großen Widderstein und das Kleinwalsertal war etwas ganz Besonderes. Die Einkehr in der Bergstation sowie der obligatorische Skywalk durften natürlich auch nicht fehlen.
An Tag vier sollte es auf den Hohen Ifen (2230 m) gehen. Das Wetter war gut gemeldet und die ersten 300 Höhenmeter legten wir mit der Bergbahn bis auf knapp 1600 m zurück. Die Sicht war aufgrund des Nebels stark beeinträchtigt. Nach der Überquerung eines Schneefeldes und dem Aufstieg durch Geröll begann der versicherte Steilanstieg auf das Ifen-Plateu. Das Wetter verschlechterte sich zusehends, jedoch war der Gipfel nur noch Formsache. Nach einem kurzen Aufenthalt leider ohne jegliche Aussicht auf die umliegenden Berge begann der Abstieg, der es nun, da es angefangen hatte zu regnen, in sich hatte. Wir stiegen auf der Rückseite des Plateaus in Richtung Schwarzwasserhütte ab und hatten dabei mit schlechter Sicht, rutschigen Felsen, Matsch, ausgespülten Wegen und Büschen, die über den Weg wuchsen, zu kämpfen.
Foto: Abstieg zur Schwarzwasserhütte (Lukas Schübert)
Schließlich erreichten wir nach ca. zwei Stunden die Schwarzwasserhütte, in der wir uns aufwärmen und etwas Warmes zu uns nehmen konnten. Der Abstieg zur Talstation war dann kein Problem mehr und wir passierten die sumpfige Melköde und den schönen Herzsee. An unserem letzten Abend entschieden wir uns für das Wirtshaus Hoheneck mit seiner gehobenen Küche und guten Weinen. Das Gericht Böfflamott ist beispielsweise sehr zu empfehlen.
Am sonnigen Tag unserer Abreise nutzten wir abschließend noch die Bergbahn Kanzelwand, die wie alle Busfahrten und Bergbahnfahrten im Rahmen der Walser Karte inkludiert sind. Von der Bergstation dauerte der Aufstieg zum Gipfel der Kanzelwand (2058 m) ca. 30 Minuten. Dort hatten wir die Möglichkeit, bei wunderschöner Aussicht ein abschließendes Gruppenfoto zu machen.
Foto: Gipfel Kanzelwand (Hartmut Thiel)
Danach ging es ab 11:30 Uhr Richtung Heimat. Mein Dank gilt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern insbesondere Hartmut für diesen abwechslungsreichen und wunderschönen Wandertrip.
Text: Lukas Schübert
Fotos: Lukas Schübert; Hartmut Thiel